Sommerpause
Sommerpause vom 3. Juli bis 22. August
Vom Schwimmen in Flüssen und Seen
Im bleichen Sommer, wenn die Winde oben
Nur in dem Laub der grossen Bäume sausen
Muss man in Flüssen liegen oder Teichen
Wie Gewächse, worin Hechte hausen.
Der Leib wird leicht im Wasser. Wenn der Arm
Leicht aus dem Wasser in den Himmel fällt
Wiegt ihn der kleine Wind vergessen
Weil er ihn wohl für braunes Astwerk hält.
Wenn man am Abend von dem langen Liegen
Sehr faul wird, so, dass alle Glieder beissen
Muss man das alles, ohne Rücksicht, klatschend
In blaue Flüsse schmeissen, die sehr reissen.
Am besten ist’s, man hält’s bis Abend aus.
Weil dann der bleiche Haifischhimmel kommt
Bös und gefrässig über Fluss und Sträuchern
Und alle Dinge sind, wie’s ihnen frommt.
Natürlich muss man auf dem Rücken liegen
So wie gewöhnlich. Und sich treiben lassen.
Man muss nicht schwimmen, nein, nur so tun, als
Gehöre man einfach zu Schottermassen.
Man soll den Himmel anschaun und so tun
Als ob einen ein Weib trägt, und es stimmt.
Ganz ohne grossen Umtrieb, wie der liebe Gott tut
Wenn er am Abend noch in seinen Flüssen schwimmt.
Bertolt Brecht