Das Theatermuseum ähnelt eher den Wunderkabinetten des 16. Jahrhunderts als einem Museum unserer Zeit. Doch ist es mit seinem Chaos und seiner Fülle auch immer der Zeit voraus. Nichts ist endgültig. In seiner Vielfalt spiegelt und vermittelt es einen Eindruck einer Methode wie sie heute vielleicht Wissen-
schaftler am Computer praktizieren, oder ähnlich dem Konzept der bricolage von Claude Lévy-Strauss, das die Gegensätze zwischen einem kreativen wilden Denken und dem rationalen Denken wissenschaftlicher Systematisierung verbindet. Das Cut and paste habe ich seit je mit Schere und Klebtube praktiziert, so entstanden Textcollagen ebenso wie Masken, Plakate und Kostüme. Dieses Schaffen lässt sich nicht kategorisieren, höchstens umschreiben als eine Mustermesse des Universums, als materialisierte Intensität, als ein schwer zu fassender Organismus, als Theatergehirn, als Energiezentrum, als work in progress.
Die Anordnung der Objekte folgt einer szenischen Architektur. Requisiten und Kostüme der abgespielten Theaterprojekte werden in den Zimmern räumlich arrangiert: im chambre orientale befinden sich Requisiten der Produktion „Orient & Okzident“, das Ritterzimmer beherbergt einen Teil des Bühnenbilds und die Masken aus „Huttens letzte Tage“, das Schlafzimmer wird von Priestern in prächtigen Paramenten bewacht, der Ausstattung der Produktion „Die Erfindung der Null“. Dagegen wuchern Kostüme, Requisiten, Masken und Kuriosa im Treppenhaus wild durcheinander. Man muss das Theatermuseum aktiv erleben, dann erschliessen sich einem die Schätze. Kinder und Luftmenschen, das sind solche, die sich ihren Lebensunterhalt z.B. durch Kunst oder anderes Nichtstun zu verdienen suchen, können das am besten. Es ist nicht der Hang zum Skurrilen, der mich bestimmt, mit und in den Artificalia zu leben, sondern der Zeichencharakter der Dinge, der unerschöpflich wirkt. (eh)